Local Commerce und lokale Marktplätze – wir versuchen einen Überblick
Das Feld der lokalen Marktplätze lichtete sich beim Schreiben dieses Artikels regelrecht fast minütlich…. ist „local commerce“ wirklich so tot?!
Wir versuchen einen Überblick.
Anforderungen der Kunden an den stationären Handel
Die Anforderungen, die ein lokaler Händler aus Kundenperspektive zu erfüllen hatte, sind vielfältig:
- Aufmerksamkeit erzeugen
- Kaufanreize setzen
- (Ver-)Kauf vollziehen
- Geschäftszeiten
- Verfügbarkeit
- Beratung
- Service
- Retouren
Bei dem Kauf kann sicherlich differenziert werden, ob der Kunde schon ein konkretes Produkt im Fokus hat oder ob es sich um einen Impulsiv-/Spontan-Kauf handelt. Letzteres ist vergleichbar mit dem klassischen „Bummeln gehen“ bzw. Shopping.
Bei einem geplanten Kauf, fallen viele der oben genannten Themen sicherlich weg oder fällt geringer aus: Aufmerksamkeit erzeugen, Kaufanreiz setzen, Beratung etc..
Bei einem geplanten Kauf, geht es im wesentlichen um das Exekutieren des Kaufvorganges und um die Hygiene-Faktoren: Verfügbarkeit, Preis, Abwicklung, ggf. Retoure.
Nicht zu vernachlässigen: die Einkaufsstraße bzw. Einkaufszentrum
Gerade im Bezug auf das Shopping/Bummeln sind gerade Einkaufsstraßen und Einkaufszentren im Vorteil: neben oben genannten Faktoren kommen hier noch weitere hinzu:
- Freunde treffen
- frische Luft
- one-stop-shopping
- Zeitvertreib
Ein einzelnes Geschäft hat es schwerer, diese Faktoren vollumfassend zu bieten, im Gegensatz zur Einkaufsstraße oder auch zu Einkaufszentren.
Limitierende Faktoren des Offline-Handels
Natürlich hat der klassische Offline-Handel auch limitierende Faktoren. Hier ein paar ausgewählte:
- Ausstellungsfläche versus Lager: wer geht schon gerne im Lager shoppen/bummeln
- Tiefe und Breite des Portfolios: der Kunde erwartet eine Fokussierung. Aber welche?
- Verkehrsanbindung, Parkplätze…
- Reichweite: wie weit ist mein Geschäft bekannt?
- bei nicht-lagernden Produkten erneute Anfahrten etc.
- Kostenstruktur: Shoppingfläche in der Innenstadt kostet – mehr als ein Online-Shop?
Klar zu erkennen: die Limitierungen liegen – gerade im Vergleich zum Online-Handeln – in den Bereichen Portfolio, Logistik, Infrastruktur und Skalierung. Weniger im Bereich des Shoppings, des „Erlebens“ der Produkte, aber auch des Services – klare Stärken des Offline-Handels.
„Local Commerce“ – eine Marktübersicht ist nicht einfach.
Bei der Suche nach Plattformen für den „local commerce“, also Marktplätzen/Marketplaces, die „Ladengeschäfte“ online bringen und die Idee des Shoppens in die Online-Welt transferieren wollen, war die Recherche nicht einfach: viele Unternehmen sind mit viel TamTam gestartet. Und waren innerhalb kurzer Zeit wieder offline:
- simplylocal
- kauf.in
- beiuns.kaufen
- klickando
- kaloka
Die Liste ist lang. Und darunter sind auch namhafte Investoren wie SaturnMediamarkt und die Post.
Das Angebot der verbleibenden „Regionalen Marktplätze“
Wir konnten lediglich noch folgende aktive regionale Marketplaces erkennen:
Unterschied: Marketplace versus Software
Während die Anbieter atalanda, locally, yategolocal, locamo und take-it-local marketplace-ähnliche Plattformen anbieten, vertreibt „jajuma Markets“ eine Plattform, über die lokale Geschäfte zusammen eine Website/eine Erlebniswelt erstellen können.
Unterschied: verbindliche Services
Von den marketplace-ähnlichen Websites unterscheidet sich atalanda: es gibt Kriterien, die für die Teilnahme relevant sind:
- Abholung innerhalb von 30 Minuten
- same-day-delivery vor Ort
- deutschlandweiter Versand
- Zahlung über Kreditkarte, Paypal etc.
- 14tägiges Rückgaberecht
Bei allen anderen Anbietern sind die Händler frei in der Wahl ihrer Services.
Gemeinsamkeit: es macht kaum einer mit.
Die meisten Anbieter können schon Projekte vorweisen:
- atalanda konnte schon in einigen deutschen Städten (u.a. Wuppertal) größere Projekte umsetzen
- yategolocal verweist auf knappe 20 Städte
- locally ist international tätig und konnte dort einige Unternehmen überzeugen, häufig Filialisten überzeugen
Doch wenn man sich die Auswahl anschaut, ist diese stark eingeschränkt. Drei Beispiele:
Wer auf yategolocal auf „Schnaittach“ klickt (wenn man denn weiß, wo es liegt), der bekommt die Handwerker, Bäckereien, Anwaltskanzleien etc. angezeigt. Aber keine Shopping-Möglichkeit. Es ist daher eher ein Branchenverzeichnis. Weniger ein lokaler Marketplace.
Wer auf locamo sucht, sollte mobil sein: das nächst-entfernte Unternehmen zu Hamburg ist 58km entfernt.
Bei der Suche nach Herrenkleidung für Hamburg werden Angebote in Metelen angeboten – Nahe der holländischen Grenze.
Und wer auf take-it-local sucht, sollte sich nur für Bekleidung interessieren – aber nicht rund um Hamburg (obwohl es angepriesen wird). Gleiches gilt auch für viele der anderen Städte, die in der Übersicht aufgezeigt werden:
Bei locally gibt es viele Filialisten und vor allem internationale Angebote.
Und wer bei atalanda nach einer Jeans in Hamburg sucht, bekommt ein Unternehmen für Bürobedarf und einen Sportfachmarkt angeboten. Aber keine Jeans.
Das Ergebnis ist ernüchternd.
Wir wollten die Angebote der einzelnen Plattformen in einer Übersicht zusammen fassen. Eine detaillierte Tabelle haben wir uns erspart.
Warum online und offline trennen?
Da sich nach unserer Erfahrung das Shopping-Erlebnis (Freund treffen, inspirieren lassen etc.) nicht 1:1 auf die Online-Welt übertragen lässt, bleibt lediglich der Transfer des reinen Einkaufsvorganges.
Aber hier braucht sich der klassische Offline-Handel nicht zu verstecken: same-day-delivery, kompetente Beratung, das Produkt begreifen etc…. alles das, kann der Online-Handel nicht oder nur schwer bieten.
Und der stationäre Handel kann auch noch punkten: wenn die Produkte vor Ort sind und das Wissen zu den Produkten, warum erstellt dann der Händler nicht gleich ein kleines, cooles YouTube-Video? Oder bietet eine Beratung per Chat oder Video-Call?
Es gibt diverse Chancen, die es nur zu ergreifen gilt.
Gemeinsame Preis- und Produktsuche für Online und Offline
Wichtig wäre auch für den Kunden zu wissen, ob das Produkt in seiner Nähe verfügbar ist. Spricht für eine Suchmaschine – die online und offline kombiniert. So wie Prosoom.
Und so sieht der erste funktionale Klick-Dummy aus:
Die Customer-Journey ist einfach:
- Der Kunde sucht sein Produkt
- findet alle Händler – auch die „bei sich um die Ecke“
- und kann ebenfalls dort die Produkte kaufen.
Und zur kostenfreien Teilnahme bedarf es lediglich des Uploads einer Tabelle mit Artikelnummer, Preis, verfügbarer Menge. Das war’s.
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